FIR ruft auf zum symbolischen und „virtuellen Gedenken“

17. April 2020

Angesichts der Entwicklung der Corona-Pandemie in ganz Europa hat sich nun bestätigt, was die Veteranenverbände und Antifaschisten heutiger Generationen befürchtet haben – sämtliche öffentlichen Gedenk- und Erinnerungsfeierlichkeiten zum 75. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager und der okkupierten Länder vom Faschismus sind abgesagt worden.

Diese Woche wurde sogar mitgeteilt, dass der russische Präsident Putin – in Absprache mit den Veteranenverbänden – die Parade auf dem Roten Platz zum Tag des Sieges am 9. Mai 2020 verschoben hat und sämtliche Veranstaltungen aus Anlass dieses Ereignisses in Russland ebenso.

Schon Mitte März hatte die FIR erklärt: Die Tage der Befreiung und der Tag des Sieges am 9. Mai 1945 bleiben im kollektiven Gedächtnis der Völker und werden auch zukünftig begangen – unabhängig von Corona-Virus und anderen Einschränkungen.
Es liegt nun in der Verantwortung der FIR und aller ihrer Mitgliedsverbände, ob und wie in diesem Jahr trotz aller notwendigen Einschränkungen das Gedenken möglich und sichtbar wird.

Und es gibt bereits verschiedene interessante Ideen und Umsetzungen für die Erinnerungsarbeit:
Die KZ-Gedenkstätten Buchenwald, Sachsenhausen, Ravensbrück und Dachau haben bereits mit online-Angeboten auf die abgesagten Gedenkveranstaltungen reagiert. So findet man auf der Homepage der Gedenkstätte Buchenwald die ursprünglich geplanten Ansprachen der Überlebenden und politischer Repräsentanten, die beim staatlichen Festakt und auf dem Ettersberg gehalten werden sollten.

Doch das politische Gedenken ist nicht nur eine staatliche Angelegenheit. Die antifaschistische Erinnerungsarbeit lebt von der Mitwirkung der Zivilgesellschaft, der Veteranen und antifaschistischen Verbände heutiger Generationen. Auch sie haben neue Formen der Erinnerung gesucht und gefunden.
So wurden auf Anregung der Lagergemeinschaft und Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora an verschiedenen Gedenkorten in Deutschland Fotos mit dem „Schwur von Buchenwald“ gemacht und unter dem Hashtag #buchenwaldgedenken2020 im Internet veröffentlicht.

ANPI Francoforte stellt in Erinnerung an das Jahr 1945 zweisprachige Vorträge über die Resistenza als Podcast ins Netz, so dass interessierte Antifaschisten an einer virtuellen Gedenkveranstaltung teilnehmen können.
Zum 25. April planen ANPI und weitere antifaschistische Verbände in Italien eine landesweite Aktion, bei der Menschen gemeinsam von ihren Balkonen oder den Hauseingängen durch das Singen des Partisanenliedes „Bella Ciao“ ihre antifaschistische Verbundenheit öffentlich zeigen.
In anderen Ländern begeben sich an den Erinnerungstagen privat Menschen mit Blumen und kleinen selbstgestalteten Plakaten an die Gedenkorte, um dort ein sichtbares Zeichen zu hinterlassen. Solche Beispiele bekannt zu machen, wäre auch eine Handlungsmöglichkeit für alle Mitgliedsverbände der FIR in Zeiten der Corona-Einschränkungen.

Wir, die FIR und ihre Mitgliedsverbände, rufen die Veteranen, die Überlebenden der faschistischen Verfolgung, ihre Familienangehörigen und heutigen Antifaschisten auf, unter Einhaltung aller medizinisch notwendigen Schutzmaßnahmen, die Gedenktage der Befreiung und den Tag des Sieges mit symbolischen Gesten der Erinnerung an öffentlichen Orten zu begehen.

Die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten ist die Dachvereinigung von Organisationen ehemaliger Widerstandskämpfer, Partisanen, Angehörigen der Anti-Hitler-Koalition, Verfolgten des Naziregimes und Antifaschisten heutiger Generationen aus über zwanzig Ländern Europas und Israels.

https://www.fir.at/