Nachruf: Konrad Hannemann

10. Januar 2019

27. Januar 1933 – 7. Januar 2019

Unser Kamerad, Genosse, Freund Konrad Hannemann ist kurz vor seinem sechsundachtzigsten Geburtstag verstorben.
Seiner Frau Gisela und seinen Angehörigen gilt unser Mitgefühl. Uns alle erfüllt sein Tod mit tiefer Trauer.

Konni, wie wir ihn nannten, wird nicht mehr am Fundament des Blocks 67 auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen stehen und jungen Menschen vermitteln, wie ihm die deutschen Faschisten den Vater, Max Hannemann, nahmen. Hunderte Jugendliche begleitete er nach Sachsenhausen, weil es ihm Herzensbedürfnis war, das Vermächtnis des antifaschistischen Widerstands zu bewahren und die Erinnerung an die Verbrechen wachzuhalten, um eine Wiederholung für alle Zeiten auszuschließen.
Seiner Mutter, die ebenfalls von den Nazis inhaftiert gewesen war, begegnete er mit Liebe und Hochachtung. Beide sahen nach Ende des Krieges in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) die organisatorische Möglichkeit, sich am antifaschistischen Neuaufbau aktiv zu beteiligen.
Als nach Auflösung der VVN in der DDR Versuche unternommen wurden, seine Mutter zu diskreditieren, schützte er sie konsequent. Nicht verhindern konnte er, dass es engstirnigen Politbürokraten gelang, seine Mutter zeitweilig ins politische Abseits zu drängen.

Seine berufliche und politische Entwicklung, seine Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten waren aufs engste mit der Deutschen Demokratischen Republik verbunden. Deshalb war die Zerstörung der DDR für ihn überaus schmerzlich. Seinen Überzeugungen blieb er jedoch treu.

So war es folgerichtig, dass er sich für die Schaffung des Bundes der Antifaschisten einsetzte, um sich den nachfolgenden Generationen zu öffnen. Er gehörte zu jenen, die eine Vereinigung der bestehenden antifaschistischen Strukturen im Osten mit denen des Westens unterstützten. Mit seinen politischen Erfahrungen war er aktiv beteiligt an der Schaffung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) zur größten gesamtdeutschen Verfolgtenorganisation.

Wir erlebten Konni als sensiblen, aufmerksamen, klugen, streitbaren, politisch eindeutig wirkenden Kameraden. Wenn gerufen wurde, war er da. Seinen Rat brauchten wir und nahmen ihn gern an.
Bedacht auf gesunde Lebensweise, trieb er Sport. Er liebte die Natur, die Kunst und Literatur und gelegentlich griff er zur Gitarre, weil auch Geselligkeit einen hohen Stellenwert in seiner Lebensauffassung hatte.
Wir hatten einen zuverlässigen Mitstreiter und Weggefährten, der uns fehlen wird.
Die Lücke ist schmerzlich und groß.

Danke Konni!