Sachsenhausen-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V. trauert um Adam König

6. Oktober 2012

Mit großer Betroffenheit haben wir vom plötzlichen Tod unseres langjähriges Vorstandsmitgliedes Dr. Adam König erfahren. Er verstarb am 29.09.2012 in Berlin.

Das Sachsenhausen-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V. trauert um einen Kameraden und um einen Freund.Dr. Adam König wurde am 29.11.1922 in Frankfurt am Main als siebtes von acht Kindern geboren. Um in Deutschland Arbeit zu finden, hatten seine Eltern bereits vor dem Ersten Weltkrieg ihre polnische Heimat verlassen. Adam König besuchte in Frankfurt am Main die Schule und begann 1936 eine Lehre als Klempner. Im September 1939 wurde er als Jude festgenommen und kam über die Stationen Frankfurt-Preungesheim und Berlin nach Sachsenhausen. In Sachsenhausen wurde er nach stundenlanger Drangsalierung auf dem Appellplatz in die Baracke 39 eingewiesen. Ab 1940 wurde Adam König bei der Errichtung des Klinkerwerkes an der nahegelegenen Lehnitzschleuse am Oder-Havel-Kanal unter unmenschlichen Bedingungen zur Arbeit gezwungen. Adam König wurde auf Grund seiner Ausbildung für die Instandhaltung der Diesellok eingesetzt und später zum Arbeitseinsatz in der Tongrube im nahegelegenen Zehlendorf abkommandiert. Ab 1941 erfolgte der Einsatz im „Speer-Kommando“.

Am 22. Oktober 1942 beteiligte sich Adam König an einer spontanen Widerstandsaktion im Lager. In einem Interview in der „Jungle World“ vom 14. April 2004 erinnert er sich daran: “ Am 22. Oktober wurden wir durch die Blockführer auf den Appellplatz getrieben und in einer Isolierbaracke umgekleidet. Uns wurde dort alles abgenommen, persönliche Kleidungsstücke, die Häftlingskleidung, auch die Schuhe, man gab uns Holzpantinen, Drillichzeug. Das ganze sah nicht nach Transport aus, sondern eher nach einer Vorbereitung auf die Erschießung. Es gab zynische Bemerkungen der Blockführer, dass wir »durch den Schornstein« gehen würden. In dieser Situation kam es zu Gesprächen unter politischen und jungen jüdischen Häftlingen. Dabei wurde der Beschluss gefasst, beim Abendappell, wenn das ganze Lager angetreten war, aus dieser Isolierbaracke – die war von einer Postenkette umstellt – auszubrechen und zum Appellplatz zu rennen. Unsere Losung lautete: »Schießt doch, ihr Hunde!«“

Nach dieser Widerstandsaktion wurden er und seine Kameraden nach Auschwitz deportiert, wo er am 25. Oktober 1942 ankam. Wenige Tage später musste er in dem IG-Farben-Werk Monowitz arbeiten. Am 17. Januar 1945 wurde er, kurz vor der Befreiung durch die herannahenden Soldaten der Rote Armee, auf den Todesmarsch in Richtung Westen getrieben. Er überlebte diesen Marsch, doch sein Leidensweg sollte noch nicht beendet sein. Von Gleiwitz ging es in einem offenen Güterwaggon nach Nordhausen. Über das Lager Mittelbau-Dora ging es weiter nach Bergen-Belsen. Hier wurde er am 15. April von englischen Soldaten befreit.

Nach seiner Befreiung kehrte er vorerst auf Umwegen in seine Heimatstadt zurück. Dort lernte er seine spätere Frau Maria kennen. Mit ihr gemeinsam reiste er 1947 in die USA. 1950 kehrt er nach Deutschland zurück. Er begann ein Studium an der Arbeiter- und Bauernfakultät und setzte es 1952 an der Universität Leipzig fort. Er wurde Geschichtslehrer und lehrte später an der Humboldt-Universität in Berlin.

Seit Jahrzehnten war Adam König in der Lagergemeinschaft Sachsenhausen und dann im Sachsenhausen-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V. – dessen Gründungsmitglied er war – aktiv. Unzähligen Jugendgruppen, Schulklassen, aber z.B. auch Bundeswehrsoldaten stand er als Zeitzeuge zur Verfügung und begleitete sie bei ihren Besuchen in der Gedenkstätte. Adam König vertrat seine Kameraden und das Sachsenhausen-Komitee über viele Jahre im Beirat der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Hier hat sich Adam König stets mit großem Engagement für den Erhalt der Gedenkstätte Sachsenhausen und für die Ein­rich­tung eines wür­di­gen Ge­denkortes auf dem Gelände des ehemaligen Klinkerwerkes eingesetzt.

Mit Adam König verliert das Sachsenhausen-Komitee einen seiner engagiertesten Mitstreiter für die Interessen der ehemaligen Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen.

Unsere Gedanken sind in diesen Stunden bei seiner Familie. Wir werden Adam ewig in unserem Herzen tragen und werden ihn nie vergessen!

Im Namen des Sachsenhausen-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V. 

Andreas Meyer

Die Mitglieder der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e.V., der Adam König stets verbunden war, trauern ebenfalls um diesen aufrechten und unbeugsamen Kameraden.

Gegenüber seinen Angehörigen bekunden wir unser tief empfundenes Mitgefühl.

Sein Andenken zu wahren, bedeutet uns, weiter beharrlich darum zu ringen, dass der Schwur von Buchenwald in allen seine Teilen umgesetzt wird.

Günter Pappenheim

Vorsitzender der Lagerarbeitsgemeinschaft

Bucnewald-Dora e.V.