Rede zum Ostermarsch 31. März 2013

31. März 2013

IMG_3163

Mit Karriereversprechen „in verschiedenen Berufsfeldern“ erhielten etwa 1000 Kinder in Ostholstein Werbepost von der Bundeswehr. Die „Lübecker Nachrichten“ schrieben, dass einige der Kinder erst wenige Wochen alt seien.

Für die Bundeswehr eine „sehr unangenehme Geschichte“ verlautbarte. Der zuständigen Meldebehörde sei ein Fehler unterlaufen.
„Unangenehme Geschichte“? Wäre das Verschicken der Werbepost an berufsuchende Jugendliche einen angenehme? Offenbar.
Nach meinem Empfinden besteht der Skandal darin, dass derartige Werbepost überhaupt verschickt wird und dass Meldebehörden missbraucht werden, der Bundeswehr Adressenmaterial, persönliche Daten also, zu übermitteln.

Skandalös ist, dass so genannte Jugendoffiziere offiziell an Schulen für Militär, für Kriegsdienst werben dürfen, dass die ganze Gesellschaft zunehmend militarisiert wird.
Der, der sich euphemistisch Verteidigungsminister nennen darf, ist stolz darauf, dass „[sich] die Mentalität der Deutschen […], was den Einsatz militärischer Gewalt angeht, verändert [hat].“
IMG_3191
Klartext: Er hat erkannt, dass sich nach zwanzig Jahren Militäreinsätze der Bundeswehr, die sehr unterschiedliche Tarnbezeichnungen bekamen, die teilweise völkerrechtswidrig waren und sind, das Verhältnis der Deutschen zum Krieg – im Sinne des Ministers- positiv verändert hat. Mit stolzgeschwellter Brust setzte er fort: „Zur Außen- und Sicherheitspolitik muss gehören, dass wir Begriffe wie Krieg, Veteranen, Gefallene normal verwenden.“

Wer wir, was normal? Nein, Herr Minister, tausendmal nein! Wir brauchen und wir wollen weder Krieg, noch Kriegsveteranen, noch Kriegsgefallene!
Frieden wollen wir, dauerhaft und überall auf der Welt!
Vielleicht nehmen dieser Minister und alle Regierenden ebenfalls zur Kenntnis, dass siebenundsiebzig Prozent der Menschen in Deutschland den sofortigen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan fordern. Krieg ist keinesfalls zur Normalität geworden.

Allerdings ist auch Folgendes bezeichnend: Im März diesen Jahres sagte die Ehefrau eines aus Afghanistan vom Krieg gerade zurückgekommenen Soldaten, dass sie sich keine Gedanken während des Einsatzes gemacht hätte, denn Politik interessiere sie nicht. Als sie das sagte, hatte sie ihren kleinen Sohn auf dem Schoß.

Dieser Mutter und ähnlichen sei ans Herz gelegt, was Pfarrer Martin Niemöller 1959 in Kassel sagte:
„Denn sie wissen, was sie tun! Krieg ist gegen den Willen Gottes. Nun ja, das ist viel gesagt und gar nichts getan. Mord ist auch gegen den Willen Gottes. Aber damit, dass ich das feststelle und Morde nicht verhindere, habe ich eben noch gar nichts getan. Und damit ist heute die Ausbildung zum Soldaten die Hohe Schule für Berufsverbrecher. Mütter und Väter sollen wissen, was sie tun, wenn sie ihren Sohn Soldat werden lassen. Sie lassen ihn zum Verbrecher ausbilden.“

Nicht solche kritischen Worte sollen zu hören sein, Gedankenlosigkeit wird gebraucht, egoistische Besitzstandswahrung, Oberflächlichkeit. Deshalb sind die Konzernmedien so eifrig am Werk das Volk zu verblöden.
Lassen wir nicht zu, dass die Orwell’schen Gedanken „Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke“ zur Wirklichkeit verordneter Bewusstseinsbildung wird.

7000 Bundeswehrsoldaten im Ausland sind dort 7000 zu viel! Sagen wir laut und vernehmlich NEIN!
Krieg darf kein Mittel der Politik sein und von der Wirtschaft bestimmt werden.
Das Töten von Menschen durch Drohnen und Sondereinsatzkommandos verlangt unser NEIN!
Zur Rüstungsindustrie und zu Rüstungsexporten kann nur NEIN gesagt werden.
NEIN zu Raketenabwehrsystemen, nicht eine Rakete macht den Frieden sicherer.
Es wird keine Bundeswehr an Schulen und Hochschulen gebraucht, bei Jobbörsen und auf Volksfesten ebenfalls nicht.
Bildung brauchen wir, Perspektiven ohne Waffen, vor allem aber Frieden und solidarisches Miteinander.

Gerhard Hoffmann